Parfumerie J.B. FILZ
am Graben in Wien

Die Historie des ältesten Wiener „Duft G’wölb’s“

1809, Krieg. Franzosen ziehen durch Österreich, Schlacht am Berg Isel, Napoleon I. in Wien, Erzherzog Carl von Österreich besiegt Napoleons Truppen bei Aspern. In diesen Kriegswirren gründet Anton Filz „auf Georgi“ die erste Parfumerie am Graben. Noch werden Cremes, Seifen, Pomaden, Schminken und Duftwässer selbst kreiert und gerührt. 1814 und 1815 tanzt der Kongress in Wien. Da sind Parfums und Kosmetik gefragt, das Geschäft entwickelt sich.

Aber 1818 stirbt Anton Filz plötzlich und sein 18-jähriger Sohn Johann Baptist führt das junge Unternehmen als Witwenbetrieb, mit großen Schwierigkeiten, weiter. „Es mangelte an Wissen und barer Cassa“ schreibt er später über diese Zeit und „die Kundschaft hatte wenig Vertrauen“. Als 1829 die Erste Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft den Linienverkehr nach Budapest aufnimmt, führt er seine Erzeugnisse auf die Budapester Märkte. Bereits 1831 meldet er ein „Echt Pariser Damen-Conservations-Wasser“ zum Patent an. Er verdient genug, um in der Folge mit der Postkutsche (man stelle sich das vor!) nach Paris und London zu reisen und dort einzukaufen. „Die Echtheit der exclusiven, ausländischen Ware wird anhand der amtlich bestätigten Zollbolette nachgewiesen“ annonciert er im „Wiener Intelligenz-Blatt“. Und das kleine „Duft G’wölb“ am Graben wird ein Fixpunkt am Korso der Gesellschaft.

Die Revolution 1848 wurde ausgehalten und 1860 gibt J.B. Filz sein Geschäft an seinen Sohn Wilhelm weiter. Mit Umsicht, Sachverstand und Freundlichkeit gelingt es ihm, seine Kunden mit dem „Duft der großen weiten Welt“ zu versorgen und zu betreuen. Dafür wird er 1872 zum k.u.k. Hof-Parfumeur ernannt.

Die Wiener Gesellschaft gab sich gerne ein Stelldichein in seinem Laden. Fragen der Schönheit und ihrer Pflege wurden bewegt und die Damen und Herren ließen sich gerne von den Wohlgerüchen aus aller Welt umgeben und nahmen die Expertise von Wilhelm Filz in Anspruch.

Sein Sohn, Kommerzialrat Rudolf Filz – ebenso k.u.k. Hof-Parfumeur – hatte wohl das Geschäft durch schwerste Zeiten zu steuern. Fielen doch in seine Geschäftsführung der Erste und der Zweite Weltkrieg. Da gab es wenig Wohlgeruch; und als der letzte Krieg zu Ende war, gab es keine Ware. Schon ein Stück Seife galt als Luxus. Einmal mehr wurde die fachgerechte Beratung gesucht, um mit den wenigen Mitteln der dennoch gefragten Schönheit zu dienen. Und Rudolf Filz wusste immer wieder Rat.

Nach seinem Tod 1949 führte seine Schwiegertochter Gertrude Filz die Familientradition mit viel Unternehmergeist weiter. Der Markt hatte sich sehr verändert. Doch ihr gelang es durch Bestimmtheit, Liebenswürdigkeit und viel Fachwissen, das kleine Geschäft am Graben zu neuer Blüte zu führen. Mit viel Geschick entwickelte sie das Sortiment, um den Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden. Und viele Kunden nützen die Intimität der kleinen Parfumerie gerne, sei es um sorgfältige Beratung zu erhalten oder für einen Plausch.

Seit 1978 leitet ihre Tochter Helga Zmrzlik-Filz die Geschicke der Parfumerie J.B. Filz und mittlerweile hat mit Angelika Liebhart auch die siebente Generation begonnen, die Tradition im Dienst der Schönheit weiterzuführen. Mit behutsam ausgewählten Produkten der modernsten Entwicklung und individueller Beratung bleiben überlieferte Werte am Puls der Zeit.

An dieser Stelle danken die Generationen der Familie Filz und das kleine Mitarbeiterinnenteam allen Generationen von Kundinnen und Kunden und heißen alle willkommen, die die über 200-jährige Tradition der ältesten Parfumerie Wiens kennen lernen wollen.
Auf Wiedersehn, auf bald und „bon plaisir“!

Parfumerie J.B. FILZ, Graben 13, 1010 Wien